Denglisch-Scheinanglizismen: Vermeintlich englisch, aber doch ganz anders!
Denglisch-Wörter, die eigentlich gar kein Englisch sind
Die englische Sprache hat in der heutigen Zeit einen großen Einfluss auf das Deutsche. Besonders in Bereichen wie Mode, Technik oder Werbung wimmelt es nur so von englischen Begriffen. Allerdings sind viele dieser Ausdrücke keine echten Anglizismen, sondern sogenannte **Scheinanglizismen** – Wörter, die zwar englisch klingen, im Englischen jedoch entweder nicht existieren oder eine völlig andere Bedeutung haben.
Was sind Scheinanglizismen?
Scheinanglizismen sind Begriffe, die auf den ersten Blick englisch wirken, aber entweder im Englischen nicht vorkommen oder dort eine andere Bedeutung haben. Sie entstehen oft durch die ungenaue Übernahme von Begriffen aus dem Englischen oder durch bewusste Wortneuschöpfungen, die in der deutschen Sprache eingebürgert werden. Der Grund für die Entstehung von Scheinanglizismen liegt häufig darin, dass englischsprachige Ausdrücke in vielen Situationen als „cooler“ oder internationaler wahrgenommen werden. Doch diese Begriffe sorgen nicht selten für Verwirrung, insbesondere wenn man in englischsprachigen Ländern mit ihnen konfrontiert wird.
Zehn bekannte Scheinanglizismen im Deutschen
Hier sind einige der bekanntesten Scheinanglizismen, die in der deutschen Sprache häufig verwendet werden:
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Handy
In Deutschland bezeichnet „Handy“ ein Mobiltelefon. Im Englischen bedeutet „handy“ jedoch „praktisch“ oder „handlich“. Für Mobiltelefone verwendet man im Englischen Begriffe wie „mobile phone“ oder „cell phone“.
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Beamer
Ein „Beamer“ ist im Deutschen ein Videoprojektor. Im Englischen wird dieser Begriff jedoch nicht für Projektoren verwendet. Dort steht „Beamer“ besonders in den USA umgangssprachlich für Fahrzeuge der Marke BMW.
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Oldtimer
In Deutschland versteht man unter „Oldtimer“ ein historisches Auto. Im Englischen bedeutet „old-timer“ hingegen einfach „eine ältere Person“ oder „Greis“.
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Public Viewing
Dieser Ausdruck beschreibt in Deutschland das öffentliche Anschauen von Sportereignissen, vor allem Fußballspielen, auf großen Bildschirmen. Im Englischen bedeutet „public viewing“ jedoch das zur Schau stellen eines Verstorbenen vor der Beerdigung. Im Englischen bezeichnet man es als ”public screening”
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Homeoffice
In Deutschland wird der Begrifffür das Arbeiten von zu Hause verwendet. Im Englischen sagt man hierfür „working from home“ oder „remote work“. Das „home office“ ist dort eher ein physischer Raum im eigenen Haus bzw. In Großbritannien ist es ein feststehender Begriff für das dortige Innenministerium.
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Casting
Während „Casting“ im Deutschen ein Auswahlverfahren für Schauspieler, Models oder Musiker bezeichnet, versteht man im Englischen unter „casting“ allgemein das Besetzen einer Rolle oder die Handlung des Werfens, wie etwa beim Angeln. Dort benutzt man eigentlich das Wort “audition”.
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Smoking
Im Deutschen meint „Smoking“ einen eleganten Anzug für festliche Anlässe, auch „Dinner jacket“ genannt. Im Englischen bedeutet „smoking“ lediglich „Rauchen“.
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Messie
Als Messie bezeichnet man im Deutschen eine Person mit einem krankhaften Drang, sich nicht von Gegenständen trennen zu können. Daraus resultiert meistens eine Wohnungseinrichtung, die einer Müllhalde gleicht und das Fortbewegen in dieser schwer macht. Die Bezeichnung leitet sich zwar von dem englischen Wort „Mess“ (Chaos) ab, verursacht aber nur verwirrte Blicke, wenn man englischsprachige Muttersprachler damit anspricht. Auf Englisch nennt man eine solche Person “compulsive hoarder”.
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Shitstorm
Ein „Shitstorm“ wird im Deutschen als massive, öffentliche Kritik verstanden. Im Englischen gibt es zwar den Ausdruck „shitstorm“, aber er ist dort vulgärer und seltener. Eher spricht man von einem „backlash“ oder „public outrage“.
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Happy End
Im Deutschen beschreibt „Happy End“ ein glückliches Ende in Filmen oder Geschichten. Im Englischen sagt man jedoch „happy ending“, da „end“ als Substantiv den Schlusspunkt bezeichnet, während „ending“ auf den Verlauf des Endes hinweist.
Wie entstehen Scheinanglizismen?
Scheinanglizismen entstehen oft, weil englische Begriffe oder Phrasen falsch interpretiert und in einen anderen Kontext eingebettet werden. In der Werbung und im Marketing greifen Unternehmen gerne auf englisch klingende Begriffe zurück, um moderner und internationaler zu wirken. Diese Begriffe passen sich dann dem deutschen Sprachgebrauch an und verändern ihre Bedeutung oder Funktion. Ein weiteres Beispiel ist die Vereinfachung komplizierter Ausdrücke. Statt die englische Phrase korrekt zu übernehmen, wird sie verkürzt oder angepasst, wodurch neue Wörter entstehen, die zwar englisch aussehen, es aber nicht sind.
Auswirkungen und Missverständnisse
Scheinanglizismen können in der internationalen Kommunikation zu erheblichen Missverständnissen führen. Ein Deutscher, der in einem englischsprachigen Land nach einem „Handy“ fragt, wird vermutlich auf Unverständnis stoßen. Ebenso könnte ein britischer Tourist in Deutschland überrascht sein, wenn er zu einem „Public Viewing“ eingeladen wird, da er eine Trauerfeier erwartet. Für deutsche Muttersprachler sind Scheinanglizismen oft unproblematisch, da sich ihre Bedeutung in den Alltag eingebrannt hat. Dennoch zeigt dieses Phänomen, wie dynamisch und kreativ Sprache ist – und wie wichtig es ist, sich über die genaue Bedeutung von Fremdwörtern bewusst zu sein.
Fazit
Scheinanglizismen sind ein faszinierendes Beispiel für die Entwicklung von Sprache und verdeutlichen, wie internationale Einflüsse im deutschen Sprachgebrauch oft missverstanden oder angepasst werden. Während sie im Alltag häufig verwendet werden, können sie im internationalen Kontext zu Missverständnissen führen. Dennoch zeigen sie, wie flexibel und kreativ Sprache sein kann – und dass nicht alles, was nach Englisch klingt, tatsächlich Englisch ist.